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tion trugen. Er war ganz ruhig. Sie standen dicht vor dem Ende ihrer unglaubli- chen Reise, zu der sich vor ihnen bereits Hunderte von Menschen - und nicht nur Menschen! - aufgemacht hatten, ohne daß auch nur einer das Ziel erreicht hatte, wenn Cathar und die alten Legenden recht hatten. Aber Torian fühlte weder Erregung noch Nervosität, nicht einmal mehr Furcht. Allenfalls ein wenig Verwunderung, daß sie tatsächlich bis hierher gelangt waren, ohne in den zurückliegen- den Stunden auf dem Marsch über die Brücke mindestens ein Dut- 168 zend Male auf ebensoviele verschiedene Arten umgebracht worden zu sein. Oder wenigstens angegriffen. Nach dem unglaublichen Aufwand, den die Schwarzen Magier betrieben hatten, um das Zentrum ihrer Macht zu schützen, fiel es ihm schwer, zu glauben, daß sie ausge- rechnet das letzte Stück der Straße der Ungeheuer ausgespart haben sollten, wo jeder ungebetene Besucher einem Angriff auf der Brücke fast hilflos gegenübergestanden hätte. Aber vielleicht schien ihnen die Brücke allein bereits Schutz genug zu sein, wenngleich Torian bei jedem weiteren Pfeiler das gleiche Unbehagen wie beim ersten überkommen war. So auch diesmal, und doch fühlte er wie die vorangegangenen Ma- le auch eine so grenzenlose Erleichterung, massiven Fels unter sich zu spüren, daß er sich am liebsten niedergeworfen und den Boden geküßt hätte. Mit eisigem Griff hielt ihn immer noch die Angst ge- fangen, die ihn fast um den Verstand gebracht hätte, aber er schämte sich dieser Angst nicht. Er hatte schon vor langer Zeit erkannt, daß Furcht etwas Natürliches, ja Nützliches war, dessen man sich nicht zu schämen brauchte, sondern dessen man sich im Gegenteil sogar bedienen konnte, und das hatte er in den letzten Stunden ausgiebig getan. Nur die Furcht hatte ihn davon abgehalten, auf der Brücke stehenzubleiben und über die wahre Natur des Bodens unter seinen Füßen nachzudenken. Er zwang sich, die Plattform zu überqueren - und im gleichen Mo- ment, in dem er als erster die unsichtbare Grenzlinie zwischen den beiden Lavatürmchen überschritt, schälte sich vor ihm die Schatten- burg wie ein fürchterlicher Spuk aus dem Nichts. Die grauen Schwa- den trieben auseinander, als wäre eine Sturmbö in sie gefahren, und offenbarten ein so ungeheuerliches, erschreckendes Bild, daß Torian zurückprallte und einen entsetzten Schrei ausstieß, in den wenige Sekundenbruchteile später auch seine Begleiter einstimmten. Die Burg war ein Alptraum, obwohl ihre genaue Form auch jetzt noch unmöglich zu erkennen war. Die zahllosen, auf schier unvor- stellbare Weise ineinander verschachtelten Türmchen, Erker, Zinnen, Wehrgänge, Dächer und Mauern, die in Schwarz und schmutzigem 169 Gold und grau gewordenem Silber schimmerten, folgten keiner ein- heitlichen Linie oder gar etwas, das auch nur annähernd mit dem Wort Architektur hätte beschrieben werden können. Sie sahen aus, als hätte ein Gigant diese Ansammlung bizarrer Gebäude gepackt und so lange geknetet und ineinandergestaucht, bis dieses Alptraum- gebilde daraus entstanden war, ein entsetzliches Ding, dessen bloßer Anblick Torian mehr schwindeln ließ als ein Blick vom Rande der Brücke in die Tiefe. Und was er sah, war nur ein kleiner Teil der Schattenburg, da sich sein Verstand schlichtweg weigerte, all die unbeschreiblichen Dinge zu erkennen oder gar zu begreifen. Die wahre Konstruktion des riesigen Komplexes vor ihm würde ihm im- mer fremd bleiben, und wenn er versuchte, sich näher mit ihr zu be- fassen, konnte das Ergebnis nur aus Wahnsinn bestehen, denn sie war nicht für menschliche Augen und Gehirne gemacht, sondern ge- horchte der sinnverdrehenden Symmetrie der Alten Rasse. Minutenlang stand Torian einfach nur da und starrte genau wie die anderen das Gebilde an, dann riß ihn irgend etwas in die Wirklichkeit zurück. Gleichzeitig verdichtete sich das vage Gefühl von Furcht, das er bislang auf jeder Plattform verspürt hatte, aber diesmal war es nicht nur ein Gefühl. Neben ihnen öffneten sich kleine Türen in den Türmen, und etwas wie ein wirbelnder Schatten huschte heraus. To- rian blieb verblüfft stehen. Im ersten Moment war er nicht sicher, ob er wirklich etwas sah, oder ob ihm seine überreizten Nerven schlicht und einfach einen Streich spielten, aber dann kamen die Schatten näher, mit sonderbar gleitenden, flatternden Bewegungen. Ein Split- ter von Rot blitzte im wirbelnden Grau auf. Für Bruchteile von Se- kunden glaubte Torian ein verzerrtes Gesicht auszumachen; eine a- pokalyptische Fratze, schmal, von der Farbe der Nacht, und mit ei- nem höhnisch verzerrten, dreieckigen Insektenmaul anstelle eines Mundes. Viel zu viele tentakelartige Arme wuchsen aus dem Rumpf der Kreatur und peitschten unruhig durch die Luft. Mit aller Kraft verscheuchte Torian die Vorstellung, und im glei- chen Moment wurde der Schatten wieder zu einem flackernden, grauen Schemen mit den ungefähren Formen eines menschlichen Körpers. Nur größer. Und erheblich drohender. 170 Lautlos trieben die Schattenwesen ihnen entgegen, wie Nebel, den der Wind vor sich herjagt. Torians Hand griff nach dem Schwert, obwohl er wußte, daß es ihm gegen diese Schattenwesen ohnehin nichts nutzen würde. »Bleibt ruhig«, befahl Cathar. »Sie sind harmlos und werden uns nichts tun.« Im gleichen Moment griffen die Schatten an, als wollten sie den Worten des Magiers hohnsprechen. Es ging so schnell, daß Torian sich nicht einmal sicher war, in welcher Reihenfolge sich die Ereig- nisse wirklich abspielten. Von einem Augenblick auf den anderen waren sie von Schatten umkreist, wirbelnden Fetzen aus grauem Nichts, die mit gierigen Armen nach ihnen zu greifen schienen. Kälte hüllte sie ein, und dann berührte einer der Fetzen Garths Gesicht. Der Dieb schrie auf, schlug die Hände vor die Augen und brach in die Knie. Torian fuhr herum, um ihm zu Hilfe zu eilen, aber im gleichen Au- genblick erreichten die wirbelnden Fetzen auch ihn. Er schlug mit dem Schwert zu, doch die Klinge schnitt durch die Nebelwesen hin- durch, als wären sie überhaupt nicht vorhanden. Sie berührten ihn. Das Gefühl war unbeschreiblich ekelhaft. Die Schatten schienen mit feuchten, morastigen Händen über seinen Körper zu streichen, dran- gen in seinen Mund und seine Nase ein. Er hatte den Eindruck, sein tiefstes Inneres würde durchwühlt und überprüft, ob er würdig war, die Schattenburg zu betreten. Aber Cathar hatte recht, abgesehen von dem Ekelgefühl, mit dem die Schatten Torian erfüllten, schienen sie harmlos zu sein und zogen sich nach einigen Sekunden wieder zu- rück. Aber wenn sie von den seltsamen Fetzen wirklich untersucht wor- den waren, dann schienen sie die Prüfung ganz offensichtlich nicht bestanden zu haben, denn im gleichen Augenblick platzten die bei- den Lavatürme wie unter unsichtbaren Hammerschlägen auseinan- der, und aus ihrem Inneren quollen die entsetzlichsten Wesen, die Torian je gesehen hatte: groteske, mehr als zwei Meter große Karika- turen menschlicher Gestalten, vierarmig, grüngeschuppte Dinger ohne Gesichter, die nur aus Zähnen und Klauen zu bestehen schie- 171 nen. Und es wurden immer mehr, die aus den Türmen wie aus gigan- tischen Eiern herausquollen. Bard, der den neu aufgetauchten Angreifern am nächsten war, zerr- te sein Schwert aus dem Gürtel und stürmte auf das erste der Scheu- sale los. Das Ungeheuer taumelte, als die stählerne Klinge seine Schulter traf, aber anstatt zusammenzubrechen oder wenigstens zu- rückzutorkeln, schlug es mit dem anderen Arm nach dem Angreifer, prellte ihm die Waffe aus der Hand und streckte ihn mit dem nächs- ten Hieb nieder. Mit einem triumphierenden Kreischen setzte es ihm nach, die Krallen zum entscheidenden Schlag erhoben.
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Cytat |
Dobre pomysły nie mają przeszłości, mają tylko przyszłość. Robert Mallet De minimis - o najmniejszych rzeczach. Dobroć jest ważniejsza niż mądrość, a uznanie tej prawdy to pierwszy krok do mądrości. Theodore Isaac Rubin Dobro to tylko to, co szlachetne, zło to tylko to, co haniebne. Dla człowieka nie tylko świat otaczający jest zagadką; jest on nią sam dla siebie. I z obu tajemnic bardziej dręczącą wydaje się ta druga. Antoni Kępiński (1918-1972)
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